geboren: Anfang Dez..2001 auf dem Balkan bei uns: ab Juli 2002 gestorben: 14.05.2012
Étienne, ein Freund unbekannter Herkunft
Wir suchten einen liebenswerten, dynamischen und kraftvolle Begleiter und fanden Étienne in einer Tierpension in der Nähe von Glauchau. Da war er etwa ½ Jahr alt und ist uns sofort ins Herz gesprungen. Wir konnten gar nicht anders, als ihn auf der Stelle mitzunehmen. Die Tochter des Hauses war darüber nicht glücklich, denn sie hatte sich ebenfalls in diesen kleinen Racker verliebt. Wie sich später herausstellte, kam Étienne von irgendwo aus den Wäldern des Balkans und war auf verschlungenen Wegen in dieser Pension gestrandet. Eine glückliche Fügung hat dann unsere Lebenswege kreuzen lassen.
Nach intensiver Recherche bezüglich der Rasse dieses Hundes verfestigte sich bei mir immer mehr die Überzeugung, dass es sich hier nur um einen Beauceron handeln konnte. Zwar fehlten ihm die doppelten After(Wolfs)klauen, aber alle anderen Eigenschaften und Merkmale stimmten trefflich überein. Und da ich mit Beagan jetzt einen garantiert echten Beauceron bei mir habe, bin ich mir meiner Meinung inzwischen absolut sicher. Diese Überlegungen spielten damals allerdings keinerlei Rolle. Er war ein aufgeweckter, liebenswerter und hübscher Bursche - und das ist er bis zuletzt geblieben. Sogar Anka, der Hofhund am Wohnort meiner Tochter, hatte Étienne sofort ins Herz geschlossen. Er durfte sogar in ihrem Körbchen schlafen, und das duldete sie noch nicht einmal bei ihren Töchtern.
Der Schutztrieb von Étienne war wenig ausgeprägt und von einem Wachhund hatte er auch nichts in sich. Das konnten Fremde allerdings kaum bemerken, denn einem Hund mit einer Schulterhöhe von 75 cm und einem Gewicht von reichlich 50 kg zollt man automatisch Respekt. Damit konnten Situationen, wo entsprechende Aktionen erforderlich gewesen wären, gar nicht erst entstehen. Fremden Hunden gegenüber war er misstrauisch und spielte sich bei diversen Begegnungen als der allergrößte Beschützer auf, mit bekannten Hunden -egal ob groß oder klein- kam er allerdings ganz prima zurecht.
Als Wohnungshund war er total entspannend, er konnte stundenlang irgendwo liegen und ruhen. Wenn es dann allerdings zum Aufbruch läutete, schaltete er sofort auf vollen Aktivitätsmodus. Stundenlang bei jedem Wind und Wetter durch die Landschaft stromern - möglichst mit Baden, insbesondere aber Frisbee- und Stöckchenspielen sowie auch mal einen Hasen jagen oder eine Maus ausbuddeln waren seine Hobbys. Auch schmusen gehörte zu seinen Lieblingsbeschäftigungen.
Mit seiner Gesundheit hatte er leider immer Probleme. Eine Vielzahl Infektionen und Verletzungen haben uns viel mehr Tierarztpraxen und -kliniken von innen sehen lassen, als wir uns jemals hätten vorstellen können. Allein die beiden Kreuzband- und die Ellenbogenoperation waren für Hund und Mensch sehr belastend. Und die wochenlange Behandlungen von Infektionen an der linken Vorderpfote und an der rechten Bauchseite haben uns fast in die Verzweiflung getrieben. Aber Étienne hat das alles mit einer bewundernswerten Tapferkeit und Ausdauer über sich ergehen lassen. Niemals hat er Angst oder gar Aggression gegenüber Tierärzten oder bei den sicherlich schmerzhaften Behandlungen gezeigt. Darüber waren alle erstaunt und voller Bewunderung.
In den letzten beiden Jahren hatte er sich aber gesundheitlich wieder gefangen und damit seine Lebensqualität zurückgewonnen. Nur sein geliebtes Frisbee-Spiel musste ausfallen.
Leider musste auch er viel früher als befürchtet ganz plötzlich unser Rudel verlassen, ein Tumor machte einen letzten Tierarztbesuch unumgänglich.
So einen treuen und liebevollen Gefährten mitten aus dem (scheinbar) blühenden Leben zu verlieren hat einen Schock und unbeschreibliche Trauer verursacht, welche nur oberflächlich verdrängt werden konnte - er bleibt unvergessen und auf immer in unseren Herzen verankert.